Ist von einer positiven Zukunft Europas überzeugt: Christoph Leitl. Foto: Volker Weihbold
Trotz einer aktuell schwierigen Situation sieht Dr. Christoph Leitl für die Zukunft Europas keineswegs schwarz: Der frühere WKO-Chef und jetzige Präsident der Europäischen Bewegung meint mit einem Blick auf die Geschichte, dass „Europa in der Krise immer stärker geworden sei“. Das Interview führte Bernhard Haudum.
Was sagt ein „bekennender Europäer“ wie Sie zur derzeitigen, schwierigen Situation in Europa?
Leitl: Leider ist im Moment vielen das Hemd näher als der Rock, nationalstaatliche Interessen dominieren zu sehr. Dabei wäre gerade jetzt ein geschlossener Auftritt wichtiger denn je. Nur durch so einen kann man den Entwicklungen wirksam entgegentreten.
Also quasi Vereinigte Staaten von Europa als Antwort auf Trump & Co.?
Leitl: Es müssen nicht gleich Vereinigte Staaten sein – eine gemeinsame, starke Stimme würde reichen. Für so eine muss sich Europa endlich vom Einstimmigkeitsprinzip verabschieden: Solange ein einziges Veto alles bremsen kann, lachen sich Leute wie Donald Trump ins Fäustchen.
Wie sollte man Ihrer Meinung nach dem manchmal doch recht verhaltensoriginellen amerikanischen Präsidenten begegnen?
Leitl: Trump versteht nur klare Ansagen. Also nicht zaudern und klein bei Geben, sondern aus einer Position der Stärke selbstbewusst und entschlossen handeln.
Ist das in Anbetracht der Situation realistisch?
Leitl: Natürlich. Wenn wir Europäer die Hausaufgaben machen und unsere Kräfte bündeln, brauchen wir weder einen Trump noch einen Putin zu fürchten. Unter der Voraussetzung, dass wir uns nicht in einem nationalstaatlichen Klein-Klein verzetteln, verfügen wir sowohl wirtschaftlich als auch militärisch über jene Ressourcen, die uns eine Position auf Augenhöhe verschaffen.
Von dieser sind wir gefühlt aber doch ein kräftiges Stück entfernt?
Leitl: Das mag im Moment tatsächlich so aussehen. Es gibt aber im Hinblick auf ein stärkeres Miteinander absolut ermutigende Signale: Wenn diese in konkreten Schritten münden, könnte da was richtig Gutes entstehen. Europa hat in seiner Geschichte schon wiederholt gezeigt, dass es mit Krisen umgehen kann – ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende des Tages auch aus der aktuellen gestärkt hervor gehen!“