Die Nationalratswahl 2024 sorgte auch im Mühlviertel für ein politisches Erdbeben: Die ÖVP blieb in ihrer traditionellen „Hochburg“ zwar vielerorts die stärkste Kraft, musste aber drastische Verluste hinnehmen. Als großer Wahlgewinner ging die FPÖ über die Ziellinie – sie sorgte dafür, dass der Wahltag in etlichen Gemeinden zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen wurde.
Der Kampf um Platz 1 dominierte das Wahlgeschehen in den Gemeinden: Teils waren es nur wenige Stimmen, die ÖVP und FPÖ voneinander trennten. Während die Volkspartei in den Bezirken Urfahr-Umgebung, Rohrbach und Freistadt die Oberhand behielt, entschieden die Freiheitlichen im Bezirk Perg erstmals das Rennen für sich.
Alle vier Bezirke bilden gemeinsam den Regionalwahlkreis Mühlviertel: In diesem blieb die ÖVP mit 30,6% auf Platz 1, musste jedoch ein Minus von 11,3 Prozentpunkten hinnehmen. Auf Platz 2 gelang der FPÖ mit 28,5% ein kräftiger Zuwachs von 13,3 Prozentpunkten. Die SPÖ fuhr mit 18,6% im Mühlviertel ein schlechteres Ergebnis als im Bund ein.
Der Regionalwahlkreis ist für die Mandatsverteilung entscheidend: Die ÖVP konnte ihre beiden regionalen Mandate behaupten – Staatssekretärin Claudia Plakolm und NR-Abg. Michael Hammer gehören demnach dem nächsten Nationalrat an. Für die FPÖ und die SPÖ blieb es wie schon 2019 bei einem Mandat, wobei die Freiheitlichen ein zweites Mandat nur knapp verpassten.
Apropos knapp: Auf Gemeindeebene war so manche Entscheidung um Platz 1 hauchdünn. In den Gemeinden Helfenberg und Hellmonsödt waren es beispielsweise nur je 7 Stimmen, die ÖVP und FPÖ voneinander trennten. Auch in Bad Leonfelden lag die ÖVP gerade einmal 45 Stimmen vor der FPÖ, in Haibach/Mkr. kamen die beiden Parteien mit exakt 209 Stimmen sogar auf das gleiche Ergebnis.
Die Sozialdemokraten gehörten im Mühlviertel ebenfalls zu den Wahlverlierern: Sie landeten in den meisten Gemeinden nur auf dem dritten Platz. Durchaus überraschend war dabei, dass auch in SPÖ-geführten Orten wie Freistadt oder Feldkirchen/Donau kein besseres Ergebnis zu holen war.
Für die Grünen setzte es ebenfalls ein sattes Minus: Sie verloren 5,4 Prozentpunkte und kamen auf nur 8,3% aller Stimmen im Mühlviertel. Immerhin schaffte die Partei in Ottensheim ihr stärkstes Ergebnis in Oberösterreich – allerdings auch hier um 9,5 Prozentpunkte weniger als noch 2019.
Die Neos verbuchten im Mühlviertel einen Zuwachs von 0,9 Prozentpunkten und kamen auf insgesamt 7,9 Prozent aller Stimmen.